Wanzebroter

Alte Poltringer erzählen da zunächst die folgende Geschichte:

„Annodazumal gab es in Poltringen einen Schäfer. Schon immer hatte er sehr zurückgezogen und einsam gelebt, was mit den Jahren noch etwas ausgeprägter wurde. Sommers und wenn es die Witterung zuließ, auch Winters, hauste er in seinem Schäferkarren direkt neben dem Pferch der Herde.

Nur wenige Auserwählte – böse Zungen behaupten, diese seien ausschließlich weiblichen Geschlechts gewesen – durften jemals einen Blick in das innere der Behausung werfen. Wie man hörte, war die Wohnstatt zwar sehr gemütlich eingerichtet, dabei aber nicht immer sehr reinlich gehalten. So blieb es nicht aus, dass sich im Strohsack der Bettstelle eines Tages eine ganze Horde kleiner, beißender Tierchen, nämlich Wanzen, eingenistet hatte. Von ihnen geplagt, sann der arme Schäfer auf Abhilfe. Das Geld für das teure Wanzenpulver aus der Apotheke wollte er sparen, ihm sollte ein kleines Feuerchen aus feuchtem Gras und Stroh genügen, die freche Brut auszuräuchern!

Er sammelte also das Räuchermaterial und verstaute es im Hundeverschlag, der sich direkt unter dem Lager befand. Von dort würde der Rauch aufsteigen, den Strohsack durchdringen und den Quälgeistern tüchtig zu Leibe rücken.

Nachdem der listige Schäfer den Kienspan angelegt hatte, entwickelten sich in der Tat die erhofften Rauchschwaden. Zufrieden entzündete der Schlauberger sein Pfeifchen und stützte sich gemütlich, nach Schäferart, auf seinen Stab. Plötzlich fuhr aber ein starker Windstoß durch das Hundeloch und fachte die Glut an. Nach kurzer Zeit stand das ganze Gefährt lichterloh in Flammen.

Obwohl noch nie so schnell aus einem Schäferdenkmal ein rasender Derwisch geworden war, half nichts mehr. Der Schäferkarren brannte mitsamt den Rädern und der Deichsel ab. Dem Poltringer Schäfer aber blieb ob diesem Streich nur noch der Unname " Wanzebroter ".

Der Wanzebroter, erstmalige Teilnahme am Umzug zum 50 jährigen Jubiläum 2016.

Verantwortlicher

Wanzebroter: Claus Hüls